Beteiligung baut mit – Warum Nutzer:innen an der Planung beteiligt werden müssen
Wenn neue Schulen gebaut oder bestehende saniert werden, stehen viele Fragen im Raum: Wie groß muss ein Raum sein? Wo kommen die Gruppenräume hin? Wie sieht der zentrale Lernbereich aus? Was oft vergessen wird: Die besten Antworten auf diese Fragen kommen nicht allein von Architekt:innen oder Verwaltung – sie kommen aus der Schule selbst.
Denn Schulbau ist mehr als Technik, Grundriss und Fassade. Er ist ein pädagogisches Werkzeug – und dieses Werkzeug muss zu denen passen, die damit arbeiten: Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler, pädagogische Fachkräfte, aber auch Hausmeister:innen und Eltern. Wer Schulräume gestaltet, gestaltet Lernprozesse mit. Beteiligung ist daher kein Extra, sondern eine Grundbedingung für gelingende Planung.

Beteiligung von Anfanag an
Wer gehört an den Tisch?
Beteiligung bedeutet, nicht über Menschen zu sprechen, sondern mit ihnen. Schülerinnen und Schüler bringen wertvolle Perspektiven auf ihr tägliches Erleben mit. Sie wissen, welche Orte Konzentration ermöglichen und wo es an Rückzugsmöglichkeiten fehlt. Lehrkräfte kennen pädagogische Abläufe, wissen, wie Lernsettings funktionieren – und wo der Raumbedarf nicht zur Realität passt. Auch Hausmeister:innen oder Schulsozialarbeiter:innen haben oft ein sehr präzises Bild davon, wo Abläufe stocken, Materialien fehlen oder Kommunikation erschwert ist. Wer sie einbezieht, gewinnt.
Wie kann Beteiligung konkret aussehen?
Gute Beteiligung ist mehr als ein Meinungsbild. Es braucht ernst gemeinte Formate: Zukunftswerkstätten, Planspiele, Modellbauten, Simulationen mit Grundrissen – alles, was Beteiligte befähigt, ihre Sicht einzubringen. Besonders wirksam ist eine kontinuierliche Beteiligungsgruppe, die den Prozess begleitet, moderiert und Rückkopplung sichert. Wichtig: Diese Gruppe braucht reale Entscheidungsspielräume – sonst bleibt Partizipation folgenlos.
Vorbehalte gegen Beteiligung
Beteiligung klingt attraktiv – doch es gibt gute Gründe, warum Bauverantwortliche, Schulleitungen und Architekturbüros zunächst zögern. Häufig begegnen uns vor allem diese Bedenken:
- Zeit- und Ressourcenaufwand: Beteiligungsprozesse benötigen Vorbereitung, Moderation und Nachbereitung.
- Kompetenz- und Altersfragen: Kinder und Jugendliche können nicht alle fachlichen Details einschätzen, ihre Wünsche wirken mitunter unrealistisch.
- Konfliktpotenzial: Unterschiedliche Interessengruppen – Lehrkräfte, Eltern, Schüler:innen – verfolgen nicht immer dieselben Ziele.
- Überforderung: Zu komplexe Fragen oder Fachsprache können Beteiligte demotivieren.
- Geringe Akzeptanz: Manche Erwachsene betrachten Schülerbeteiligung als „Spielerei“ oder fürchten, sie störe die Abläufe.
- Rechtliche und organisatorische Grenzen: Budgetvorgaben, Sicherheitsauflagen oder bauliche Rahmenbedingungen setzen enge Grenzen.
Diese Bedenken zeigen: Partizipation braucht klare Strukturen und passende Methoden, damit sie nicht ins Leere läuft. Natürlich gibt es auch Zielkonflikte: begrenzte Budgets, technische Vorschriften, zeitlicher Druck. Beteiligung kostet Zeit und Ressourcen. Aber sie verhindert teure Fehlentscheidungen und trägt maßgeblich zur späteren Akzeptanz bei. Es lohnt sich, hier transparent zu kommunizieren: Was ist möglich? Was ist wünschenswert, aber (noch) nicht umsetzbar? Was kann gemeinsam priorisiert werden?
Was gute Partizipation braucht
Damit Beteiligung mehr ist als ein symbolischer Akt, sind bestimmte Gelingensbedingungen entscheidend:
- Klare Ziele und Grenzen
Von Beginn an muss transparent sein: Welche Entscheidungen können Schülerinnen und Schüler beeinflussen, welche nicht? Nur so entstehen realistische Erwartungen.
- Altersgerechte Methoden
Beteiligung funktioniert dann, wenn sie spielerisch, anschaulich und kreativ gestaltet wird. Methoden müssen zur Erfahrungswelt der Altersgruppe passen.
- Zeit und Raum
Gute Beteiligung braucht feste Termine und ausreichend Zeit im Projektplan – sie darf kein „Add-on“ sein, das zwischen Tür und Angel stattfindet.
- Rückkopplung und Verbindlichkeit
Ergebnisse müssen dokumentiert und in den Prozess zurückgespiegelt werden. Wer beteiligt wird, möchte sehen, dass sein Beitrag Wirkung zeigt.
- Professionelle Moderation
Beteiligung ist ein pädagogischer und kommunikativer Prozess. Externe oder geschulte Moderator:innen stellen sicher, dass alle Stimmen gehört werden und die Ergebnisse handhabbar bleiben.
- Vielfalt berücksichtigen
Es reicht nicht, nur Klassensprecher:innen oder einzelne „engagierte“ Gruppen zu beteiligen. Möglichst viele Perspektiven sollten einbezogen werden.
Beteiligung im Schulbau ist Investition in Zukunft
Wenn Menschen mitgestalten dürfen, entsteht mehr als ein gutes Gebäude – es entsteht Identifikation. Eine Schule, die gemeinsam geplant wurde, wird anders genutzt, gepflegt und weiterentwickelt. Beteiligung schafft nicht nur bessere Räume, sondern auch eine wertvolle Kultur des Miteinanders.
Fazit: Schulbau ist Schulentwicklung in Stein gegossen. Wer Nutzer:innen von Anfang an einbezieht, baut nicht nur funktionale Räume, sondern auch Vertrauen, Verantwortung und gemeinsames Lernen. Beteiligung ist kein Luxus – sie ist der Grundstein für gelingende Lernorte. Wenn Sie konkrete Methoden zur Partizipation suchen, dann werden Sie in diesem Blogbeitrag fündig!


© pexels – Ivan Samkov

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