Das Lernhaus-Konzept:

Eine Schule in der Schule

Schule in der Schule

Das Lernhaus-Konzept basiert auf der Idee, große Schulen in kleinere, überschaubare Einheiten zu gliedern. Jedes Lernhaus funktioniert wie eine „Schule in der Schule“ und soll eine familiäre Atmosphäre unterstützen.

Grundprinzipien des Lernhaus-Konzepts

Das Lernhaus-Konzept basiert auf der Idee, große Schulen in kleinere, überschaubare Einheiten zu gliedern. Jedes Lernhaus funktioniert wie eine „Schule in der Schule“ und soll eine familiäre Atmosphäre unterstützen, indem die Kinder ihren Tag von morgens bis zum Nachmittag in den gewohnten Räumen ihres Lernhauses verbringen. Es hat sich in den letzten Jahren  besonders in München etabliert. Seit 2015 ist das Lernhauskonzept für alle Neubauten beschlossen. Eine Schule in kleinere, überschaubare Einheiten zu unterteilen kann sowohl bei Neubauten und Sanierungen von Schulen umgesetzt werden. Insbesondere für Grundschulen ist das Lernhaus-Konzept ein interessanter Ansatz, da er das Wohlfühlen der Kinder in der Schule und im Schulgebäude unterstützt.

Die typische Struktur eines Lernhauses umfasst:

  1. Mehrere Klassenzimmer für den regulären Unterricht
  2. Differenzierungsräume für individuelles Lernen und Kleingruppenarbeit
  3. Bereiche für ganztägige Betreuung und Freizeitaktivitäten
  4. Ein Teamzimmer für Lehrkräfte und pädagogisches Personal
  5. Einen zentralen „Marktplatz“ als Herzstück und Begegnungszone

Diese Cluster-Gliederung ermöglicht es, pädagogische Konzepte wie jahrgangsübergreifendes Lernen, Individualisierung, Schüleraktivierung, soziales Lernen sowie Ganztagsbildung und ganztägige Betreuung umzusetzen.

Die Stadt München hat 2015 das Lernhauskonzept für alle Schulneubauten beschlossen. Das Ergebnis einer Befragung aus dem Jahr 2018 von Schülerinnen und Schülern, pädagogischem Personal und Eltern zum Lernhauskonzept bescheinigte eine außerordentlich hohe Zufriedenheit von allen Seiten. Hierbei wurden insbesondere die folgenden pädagogischen Vorteile des Lernhauskonzepts genannt:

  • Mehr Flexibilität und Multifunktionalität in derUnterrichtsgestaltung:Die Raumgestaltung erlaubt einen schnellen Wechsel zwischen verschiedenen Unterrichtsformen. Offene Lernlandschaften können ebenso realisiert werden wie klassische Unterrichtssituationen, ohne aufwändige Umbauten vornehmen zu müssen.
  • Enger und langfristiger Kontakt zwischen Pädagogen und Schülern:Durch die überschaubare Größe der Lernhäuser entstehen engere Beziehungen zwischen Schülern und Lehrern. Dies fördert ein positives Lernklima und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Darüberhinaus wurde mehr Selbstverantwortung bei Schülerinnen und Schülern und auch den Pädagogen beobachtet. Die Identifikation mit der Schule und dem Schulgebäude steigt. Insgesamt gibt es eine eher familiäre Atmosphäre in der Schule.
  • Klassenstufen des Lernhauses lernen kooperativer miteinander: Die Aufteilung in kleinere Einheiten erleichtert die Verwaltung und Koordination innerhalb der Schule. Lehrerteams können enger zusammenarbeiten und Ressourcen effektiver nutzen. Insgesamt ist dadurch auch der Unterrichtsausfall geringer.
  • Bessere Absprachen und regelmäßiger Austausch unter den Pädagogen von Schule und Hort
  • Viele Chancen zum Fördern und Fordern:Das Konzept schafft ideale Bedingungen für schüleraktivierende Lernformen, Projektarbeit und individualisiertes Lernen. Es unterstützt zudem die Umsetzung inklusiver Bildungskonzepte.
  • Anpassungsfähigkeit:
    Das Lernhaus-Konzept lässt sich sowohl bei Neubauten als auch bei Sanierungen bestehender Schulgebäude umsetzen. Es bietet damit eine flexible Lösung für verschiedene bauliche Herausforderungen.

Die Herausforderungen und potenzielle Nachteile

  • Kostenintensiv:
    Die Umsetzung des Lernhaus-Konzepts kann zu höheren Baukosten führen, da mehr Fläche pro Schüler benötigt wird und die Ausstattung hochwertiger ist.
  • Umstellungsschwierigkeiten:
    Für Lehrkräfte und Schüler, die an traditionelle Schulstrukturen gewöhnt sind, kann die Umstellung eine Herausforderung darstellen. Es bedarf einer sorgfältigen Einführung und Begleitung.
  • Potenzielle Lärmbelastung:
    Offene Lernbereiche können zu erhöhter Geräuschkulisse führen. Eine durchdachte akustische Planung ist daher unerlässlich.
  • Mangelnde empirische Evidenz:
    Bislang gibt es keine umfassenden Langzeitstudien zur Wirksamkeit des Konzepts im Vergleich zu traditionellen Schulmodellen. Weitere Forschung ist notwendig, um die Effektivität vollständig zu bewerten.

Fazit und Ausblick

Das Lernhaus-Konzept bietet einen vielversprechenden Ansatz für die Gestaltung moderner Schulgebäude. Es ermöglicht eine flexible, schülerorientierte Lernumgebung. Die zunehmende Verbreitung, insbesondere in München, zeigt das Potenzial dieses innovativen Schulbaukonzepts. Das Lernhaus-Konzept fördert individuelles Lernen, stärkt die Schulgemeinschaft und unterstützt moderne pädagogische Ansätze wie Individualisierung und Ganztagsbildung.