Konzentration in der Schule

Wie Raumgestaltung Konzentrationsprobleme vermindert

Konzentration ist keine Selbstverständlichkeit – sie ist eine anspruchsvolle geistige Leistung, die durch viele äußere Faktoren beeinflusst wird. Gerade in der Schule ist sie jedoch Voraussetzung für gelingendes Lernen. Ob Lesen, Rechnen, Schreiben oder Problemlösen: Wer sich nicht fokussieren kann, bleibt schnell außen vor. Umso wichtiger ist es, dass Lernräume so gestaltet sind, dass sie Konzentration ermöglichen – für alle Kinder, unabhängig von Alter, Voraussetzung oder Unterstützungsbedarf.

Mit dem Blick zur Wand

Konzentration ist raumabhängig

Der Aufbau von Aufmerksamkeit ist ein aktiver Prozess – und Räume können diesen entweder fördern oder behindern. Zu viel Lärm, grelles Licht, visuelle Unruhe oder ständiges Kommen und Gehen lenken ab. Besonders für Kinder mit ADHS, Autismus-Spektrum-Störungen oder erhöhter sensorischer Empfindsamkeit sind solche Reize schnell überfordernd. Aber auch leistungsstarke, motivierte Schüler:innen profitieren von einer Umgebung, die ihnen hilft, gedanklich bei der Sache zu bleiben.

Akustik – wenn der Lärmpegel entscheidet

Ein unterschätzter, aber zentraler Faktor ist die Raumakustik. Schlechte Akustik führt nicht nur zu Konzentrationsproblemen, sondern auch zu erhöhter Belastung für Lehrkräfte. Schallschluckende Materialien, akustisch wirksame Decken, Teppichboden oder Wandpaneele können störende Geräusche deutlich reduzieren. Auch Vorhänge, Polstermöbel oder mobile Trennwände helfen, den Lärmpegel niedrig zu halten. Ziel ist eine akustisch ausgewogene Umgebung, in der Sprache gut verständlich bleibt und Nebengeräusche gedämpft sind.

Reizreduktion – visuelle Klarheit statt Dauerbeschallung fürs Auge

Viele Klassenzimmer sind visuell überladen: Plakate, Lernpläne, Dekoration, offene Regale – oft gut gemeint, aber für manche Kinder eine ständige Ablenkung. Räume, die visuell klar strukturiert sind, mit ruhigen Farbkonzepten und klaren Linien, schaffen eine Umgebung, in der das Gehirn zur Ruhe kommen kann. Klare Zonierungen – etwa durch Teppiche, Licht oder Möbel – helfen, den Raum funktional zu gliedern und Orientierung zu geben.

Klassenraum unterstützt Konzentration durch flexible Lernzonen

Nicht jedes Kind arbeitet gleich. Manche brauchen Ruhe und Rückzug, andere profitieren von Bewegung oder einem Wechsel der Perspektive. Insbesondere Grundschulen haben schon begonnen, das Klassenzimmer entsprechend umzugestalten. Gut gestaltete Räume bieten dafür verschiedene Zonen:

• Lernkojen für ruhige Einzelarbeit

• Arbeitsinseln für kleine Gruppen

• Bewegungsecken für kurze Pausen

• Steharbeitsplätze für aktivere Lernende

Durch diese Vielfalt können Schüler:innen den Lernort wählen, der ihrer Konzentration am besten entspricht. Gleichzeitig laden diese Zonen auch zur Bewegung ein und unterstützen, so paradox es auch klingt, eine ruhige und entspannte Lernatmosphäre.

Beleuchtung und Raumklima – unterschätzte Wirkfaktoren

Natürliches Licht wirkt sich positiv auf Konzentration und Stimmung aus. Wo möglich, sollte direkter Tageslichteinfall genutzt werden. Ergänzend braucht es blendfreie, dimmbare Leuchten, die je nach Lernsituation angepasst werden können. Auch das Raumklima spielt eine Rolle: Frische Luft, angenehme Temperaturen, sie sollte bei etwa 20 Grad Celsius liegen, und ausreichend Sauerstoff fördern die kognitive Leistungsfähigkeit. Eine gute Lüftung oder CO₂-Ampeln helfen, die Luftqualität im Blick zu behalten.

Konzentration ist Teilhabe

Ein Raum, der Konzentration ermöglicht, ist auch ein Raum der Teilhabe. Denn nur wer sich konzentrieren kann, kann mitarbeiten, mitdenken und Lernerfolg erleben. Besonders für Kinder mit Förderbedarf sind diese Rahmenbedingungen entscheidend – doch auch alle anderen profitieren. Gute Lernräume schaffen Chancengleichheit, weil sie unterschiedlichen Bedürfnissen gerecht werden.

Fazit

Schulräume sind mehr als Hülle – sie sind mitentscheidend dafür, ob Lernen gelingt. Wer bei der Gestaltung Konzentration mitdenkt, investiert in Lernfreude, Leistungsfähigkeit und Bildungsgerechtigkeit. Akustik, Licht, Ordnung und Rückzugsmöglichkeiten sind dabei keine „Extras“, sondern zentrale Voraussetzungen für eine Schule, die allen gerecht werden will.